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Linksliberales Stühlerücken

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aus Sezession 67 / August 2015

Drei Jahre ist es her, daß Henryk M. Broder gegenüber der Jungen Freiheit in Richtung der taz ätzte, sie »ist und bleibt der kleine Stürmer«. Aufhänger war einer der üblichen Ausfälle des damaligen taz-Redakteurs Deniz Yücel, der Thilo Sarrazin wünschte, »der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten«. Broder, selten um polemische Stellungnahmen verlegen, schwieg indes, als ebenjener Deniz Yücel im April 2015 sein Kollege bei der Tageszeitung Die Welt wurde.

Stammleser äußerten in den Kommentarspalten von taz.de ihren Unmut ob des Wechsels zum einst befehdeten Axel-Springer-Imperium. Sie, die – neben dem Berliner Senat – zu den unverzichtbaren Stützen ihrer linksalternativen Zeitung zählen, zeigten sich irritiert, wie einfach der Übergang von einem linksoppositionellen Blatt zur staatstragenden Konkurrenz vonstatten gehen.

Dabei ist ein solcher Wechsel weder verwunderlich noch ein Einzelfall. Dementsprechend blieben erstaunte Kommentare dann aus, als wenige Wochen später, im Juli 2015, die seit 2009 amtierende taz-Chefredakteurin Ines Pohl ihren Wechsel ins Studio Washington des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders »Deutsche Welle« (DW) bekanntgab.

Immer wieder wird deutlich: Die Axel Springer SE und der gebührenfinanzierte Rundfunk sind die beiden entscheidenden Verteilerknoten für Publizisten aus dem radikal linken Spektrum auf ihrem Weg ins bundesdeutsche Establishment.


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